Corona bremst den Automobilsektor, doch die grüne Transformation nimmt weiter Fahrt auf
ESG nach Corona - Thesen zu den mittelfristigen Auswirkungen

These 10: Benziner im Stau

Corona bremst den Automobilsektor, doch die grüne Transformation nimmt weiter Fahrt auf.

Schwere Zeiten für die deutsche Paradeindustrie

Die Automobilindustrie wird nach der Krise verstärkt Mitarbeiter abbauen. 20 Prozent der globalen Produktionskapazitäten waren bereits vor Corona obsolet. Post-Corona werden schneller Werke geschlossen und Mitarbeiter abgebaut.

Die Kleinwagenkapazitäten werden als Erstes heruntergefahren. Der Nachfragetrend zu SUVs hält noch an und Kleinwagen sind unprofitabel. Hier eröffnet sich je nach Hersteller erhebliches Konfliktpotenzial mit den Gewerkschaften.

Automobilindustrie stürzt in Krise

Neue Mobilitätskonzepte in der Warteschleife

Das Shared-Mobility-Konzept verliert an Zugkraft. Die Verbraucher meiden öffentliche Verkehrsmittel und Transportdienstleister (etwa Taxen oder Carsharing) aufgrund gestiegener Ansteckungsrisiken). Gleichzeitig leiden die Anbieter unter dem Kostenaufwand für die Desinfektion. Dazu werden Investitionen in moderne Technologien mit ungewisser Serienreife wie zum Beispiel autonomes Fahren in der Regel zuerst gekürzt.

Der Staat greift ein

Die Staaten garantieren in der Krise zwar die Refinanzierung, stellen aber auch Bedingungen für Produktionsstandorte, Dividenden und Vergütung. Unternehmen aus China sind in dieser Phase an Übernahmen in Europa interessiert.

Förderung für saubere Modelle wird hochgefahren

Substanzielle Erhöhung der Förderung: Die EU plant Kaufanreizprogramme in Höhe von 20 Milliarden Euro für saubere Fahrzeuge über die nächsten zwei Jahre und eine Verdoppelung der alternativen Tankstellen auf zwei Millionen Standorte europaweit bis 2025.

Geplant ist zudem ein neuer 40 bis 60 Milliarden schwerer Automobile Investment Fund für mehr Forschung und Investitionen in CO₂-freie Antriebstechnologien. Der Fokus liegt auf einer CO₂-armen Produktion der Batterien – weg von der kohleintensiven Fertigung oder Nuklearenergie in Asien. Auch die Einführung von CO₂-Fertigungsnachweisen wäre wünschenswert.

Bevorstehende Markteinführung neuer Elektrofahrzeugmodelle

Chancen für echte Innovationen

Die Krise eröffnet Europa die Chance, echte alternative Antriebsformen zu entwickeln. Der Automobile Investment Fund ist offen und diskriminierungsfrei für Antriebsalternativen wie Brennstoffzelle und effiziente Diesel- oder Gasverbrennungsmotoren und soll nicht nur die Elektromobilität fördern.

Darüber hinaus werden Investitionen in alternative Kraftstoffe intensiviert. Biomethan, aber auch Bioethanol und Biodiesel der zweiten Generation können einen erheblichen Anteil zur CO₂ -Reduzierung im Verkehrssektor leisten. Das gilt sowohl für Pkws als auch für Lkws, Schiffe und Flugzeuge.

Zudem entsteht die Möglichkeit, Kooperationen zu fördern und zu intensivieren. Europäische Förderprogramme könnten die Zusammenarbeit zwischen der Automobilsparte und den Zulieferindustrien (vor allem Chemie, Elektrotechnik) festigen, um international führende Technologien zu entwickeln und Wettbewerbsvorteile zu erlangen.

katja_automobilindustrie.mp4
  1. Autorin:
    Katja Filzek, Senior ESG Strategin im Portfoliomanagement bei Union Investment
Alle 12 Thesen im Überblick