Nachhaltigkeit ist nach der Corona-Krise noch aktueller als zuvor
ESG nach Corona - Thesen zu den mittelfristigen Auswirkungen

These 12: Neue Beschleunigung

Nachhaltigkeit ist nach der Corona-Krise noch aktueller als zuvor.

Corona ist kein Katalysator für einen grundsätzlichen Trendwechsel

Ungeachtet der oft tragischen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Einzelschicksale ist die Corona-Krise nicht der Ausgangspunkt für ein neues Zeitalter. Die wesentlichen Trends, etwa Digitalisierung und Nachhaltigkeit, werden durch die Pandemie nicht gestoppt oder gebremst, sondern beschleunigt.

Auch vermeintlich neue und Corona-induzierte Phänomene wie beispielsweise die Deglobalisierung sind keinesfalls neu. Auch hier sehen wir die Verstärkung einer Dynamik, die ihre Anfänge weit vor dem Auftreten der ersten Infektionsfälle genommen hatte.

Bislang vorherrschende Probleme, etwa der Klimawandel, Ungleichheit oder der Verlust der Artenvielfalt, bestehen fort und harren einer Lösung in den kommenden Jahren.

Gravierende Konsequenzen für ganze Branchen, aber keine neuen Denkstrukturen

Die Krise und ihre Auswirkungen sollen deshalb keinesfalls marginalisiert werden. Neben individuellen Schicksalen gibt es gravierende Konsequenzen für Unternehmen und Branchen, etwa im Bereich Touristik. Inwiefern dieser Schock aber zu einer langfristigen Umstellung der Lebensweise und Denkstrukturen führen wird, ist fraglich.

Die Krise ist eher ein Unglück als ein selbst verschuldeter Schaden, daher könnten ernsthafte Konsequenzen ausbleiben, wenn die wesentlichen Folgen ausreichend bekämpft sind und die Welt zur Normalität zurückkehrt. Ein grundsätzliches Umdenken und eine kritische Betrachtung des eigenen Wirtschaftens wären in dieser Situation absolut wünschenswert. Untersuchungen bisheriger Krisen geben diesbezüglich aber nur begrenzt Anlass zur Hoffnung.

Nachhaltige Unternehmen sind resilienter in der Krise

Die Pandemie führt dazu, dass anfällige Geschäftsmodelle offengelegt werden. Die Krise birgt daher insbesondere Chancen für Unternehmen und Investoren mit einem nachhaltigen und langfristigen Ansatz.

Nachhaltige Unternehmen performen resilienter in der Krise

Insbesondere Unternehmen mit einem schnell handelnden, durchsetzungsstarken und verantwortungsbewussten Führungsteam, die den Mitarbeitenden als Persönlichkeit schätzen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern, können auf motiviertere, leistungsfähigere und flexiblere Mitarbeiter zurückgreifen und auch in Krisenzeiten schnell auf veränderte Produktionsbedingungen reagieren.

Qualitätsunternehmen mit starkem ESG-Profil erwirtschaften (abhängig vom jeweiligen Sektor) auch in der aktuellen Situation relativ stabile Erträge, werden die Krise schneller überwinden und ihre Folgen besser meistern können.

Nachhaltige Portfolios sind stabiler

Die Corona-Krise legt den Wert nachhaltiger Portfolios offen. Es zeigt sich, dass nachhaltig ausgerichtete Portfolios höhere Renditen erzielen als traditionelle Portfolios und der temporäre Kursverfall zu Beginn des Lockdowns deutlich geringer ausfiel. Dies ist ein Indiz für die geringere Volatilität von nachhaltigen Portfolios und unterstreicht somit auch deren größere Stabilität und Krisenfestigkeit.

Zudem ist augenfällig, dass sich aktiv gemanagte Nachhaltigkeitsfonds vor allem in Europa widerstandsfähiger präsentierten als passive. Dieser erste bestandene Stresstest wird zu einer zunehmenden Nachfrage nach Fonds führen, die eine aktive nachhaltige Anlagestrategie verfolgen.

Nachhaltige Investmentfonds performen während der Krise besser als der Markt

henrik_coronaundnh.mp4
  1. Autor:
    Dr. Henrik Pontzen, Leiter ESG im Portfoliomanagement bei Union Investment
Alle 12 Thesen im Überblick