Unternehmen mit guter Corporate Governance sind resilienter und gehen gestärkt  aus der Krise hervor
ESG nach Corona - Thesen zu den mittelfristigen Auswirkungen

These 4: Bedachte Führung

Unternehmen mit guter Corporate Governance sind resilienter und gehen gestärkt aus der Krise hervor.

Klare Qualitätsmerkmale in der Krise

Agile Unternehmen mit motivierten Mitarbeitern sind durchsetzungsstark, stellen ihre Produktion um und erreichen Wettbewerbsvorteile, die auch langfristig wirken. Dasselbe gilt für flache Hierarchien und gute Organisationsstrukturen: Mit ihnen kann schneller reagiert und können Kosten- und Produktivitätsvorsprünge erreicht werden.

Eine enge Bindung und faire Behandlung von Zulieferern sorgt für schnelle Erholung, hohe Materialverfügbarkeit und exklusive Zusammenarbeit – das ist auch nach der Krise wirksam.

Kurzarbeit verhindert den Verlust von Mitarbeiter-Know-how. Mitarbeiter werden so nicht arbeitslos und können schneller und produktiver zur Erholung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens beitragen.

Darüber hinaus ziehen vorausschauende Unternehmen Wartungsarbeiten vor. Denn die geringe Nachfrage in der Krise ermöglicht die einfachere Aufrüstung und Wartung von Industrieanlagen.

Steuerehrlichkeit zahlt sich aus, Steuerflucht erhöht hingegen das Insolvenzrisiko: Unternehmen mit Sitz in einer Steueroase (Reedereien, Finanzholdings) erhalten keine Staatshilfe.

Gutes Krisenmanagement schlägt sich auch positiv in der Vorstandsvergütung nieder. Die richtigen Anreize und die entsprechende Gestaltung der Managementvergütung tragen dazu bei, dass sich gutes Management auch in der Krise finanziell lohnt (zum Beispiel über einen Peergroup-Vergleich).

Regulierung wird strenger: Gig Economy Workers

Die Arbeitsbedingungen der Gig Economy Workers geraten in den Fokus. Allein in den USA arbeiten 33 Prozent der Mitarbeiter als selbstständige oder geringfügig Beschäftigte bei großen Onlineplattformen (Gig Economy Worker) wie Lieferdiensten, Kurierdiensten und Transportdienstleistern. Diese nicht angestellten Mitarbeiter hatten in der Corona-Krise weder eine Krankenversicherung noch ein Einkommen.

Kanada, Frankreich, Kalifornien und New York City haben mittlerweile angekündigt, die Arbeitsbedingungen der Gig Economy Worker zu verbessern, was zu höheren Kosten der Onlineplattformen führen wird.Der Staat wird größer und einflussreicher

Der Staat ist eingesprungen

Freiberufler und Selbstständige erhalten in der Krise in einigen Ländern eine temporäre staatliche Krankenversicherung (Großbritannien und USA).

Der moralische Druck steigt

Investoren üben stärker Druck auf Unternehmen aus, auch nicht angestellte Mitarbeiter besser zu versorgen und ihre Arbeitsbedingungen offenzulegen.

Dividendenzahlungen und Aktienrückkaufprogramme werden kritisch hinterfragt, wenn Staatshilfen in Anspruch genommen werden. Restrukturierungsprogramme werden unter Beibehaltung von Dividendenzahlungen schwieriger.

  1. Autorin:
    Katja Filzek, Senior ESG Strategin im Portfoliomanagement bei Union Investment
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