ESG nach Corona - Thesen zu den mittelfristigen Auswirkungen
These 8: Sicherheit im Netz
Corona beschleunigt die Digitalisierung und erhöht die Nachfrage nach Datenschutz und -sicherheit.
Trend zu stärkerer Vernetzung und steigender Datenmenge
Die Corona-Krise zwingt die Menschen zu alternativen digitalen Lösungen, sei es im Homeoffice, im Online-Studium, bei der virtuellen Hauptversammlung, der Zoom-Party oder im virtuellen Fitnessstudio. All das beschleunigt einen Trend, der schon vor der Pandemie sehr präsent war: die Digitalisierung. So konnte die Anwendung Microsoft Teams in nur einer Woche zwölf Millionen neue Nutzer gewinnen. Hinzu kommt, dass die Akzeptanz und Anwendung von Apps zur Datenerhebung und Überwachung von Gesundheit stark zunimmt.
Die globale Datenmenge wird sich daher in den nächsten fünf Jahren schätzungsweise verfünffachen. Vor allem aber wird der Anteil der sensiblen Daten wie etwa Gesundheitskennziffern und Daten zur politischen Gesinnung oder zu persönlichen Vorlieben deutlich zunehmen. Das macht Cyberkriminalität attraktiv und lukrativ. Ein erfolgreicher Hackerangriff führt in der Regel nicht nur zu einem finanziellen Schaden, sondern auch zu einem Reputationsschaden für Unternehmen oder zur Verletzung der individuellen Persönlichkeitsrechte.

Zunahme von Cyberkriminalität während Corona
Tatsächlich ist die Anzahl der Cyberangriffe beispielsweise auf Gesundheitseinrichtungen und Finanzinstitute während der Pandemie um bis zu 20 Prozent gestiegen. Somit nimmt auch die Nachfrage nach Datenschutz und Datensicherheit zu. Gerade im Homeoffice sind Computer nicht so gut geschützt wie innerhalb der Firma mit optimierter IT-Infrastruktur. Das erfordert die adäquate Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter. Dies wiederum unterstützt Unternehmen, die sich auf IT-Beratung und Cybersecurity spezialisiert haben.

Als Konsequenz sind Unternehmen mit guten Sozialstandards im Human-Capital-Management und einer guten Corporate Governance inklusive Risikomanagement resilienter im Hinblick auf Cyberangriffe.
Die Effekte von Corona auf die Digitalisierung haben Implikationen für den Erfolg der Investmentstrategie
Corona wirkt als Beschleuniger für weiter steigende Investitionen in IT-Infrastruktur und IT-Sicherheit sowohl für stationäres als auch für mobiles Arbeiten. Bestimmte Bereiche wie Schulen, Universitäten und öffentliche Einrichtungen werden deshalb gezwungen sein, ihre IT-Investitionen hochzufahren.
Spezialisierte Anbieter von Cybersecurity-Lösungen gehören aufgrund der steigenden IT-Ausgaben zu den Profiteuren der Corona-Krise. Gefragt sein werden Leistungen wie Single Sign-On und Multi-Faktor-Authentifizierung, um flexibles und sicheres Arbeiten zu gewährleisten. Auch die Themen Netzwerksicherheit (Firewalls) und Cloud-basierte Produktlösungen sind vielversprechend. Darüber hinaus wird in wenigen Jahren die VPN-Verbindung durch ZTNA (zero trust network access) ersetzt werden. Diese neue Technologie gilt als kosteneffizienter, schneller und sicherer.
Auch IT-Beratungsunternehmen können aufgrund der starken Nachfrage nach Beratung und Schulung im Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit (insbesondere mit Blick auf regulatorische Vorgaben) deutlich profitieren.
Risiken durch mangelnde Corporate Governance
Defizite im Human-Capital-Management oder in der Corporate Governance (inklusive Risikomanagement), also beispielsweise fehlende Expertise in puncto IT-Sicherheit im Management oder im Aufsichtsrat, können auf ein erhöhtes Cyberrisiko bei der Kapitalanlage hindeuten. Dem gilt es bei der Unternehmensanalyse Rechnung zu tragen.
- Autor:
Duy Ton, Senior Portfoliomanager ESG bei Union Investment