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Klimafreundlich investiert

Schritte zur Dekarbonisierung von Portfolios

Welchen CO2-Fußabdruck hat Ihr Portfolio? Diese heute vielleicht noch ungewöhnlich klingende Frage könnte bald schon ganz selbstverständlich sein. Denn mit dem Kampf gegen den Klimawandel wächst auch der Handlungsdruck auf institutionelle Anleger.

Zu den Herausforderungen, die aus den Veränderungen des Klimas selbst erwachsen, kommen zunehmend auch die einer verstärkten Regulierung, insbesondere in Hinblick auf den Ausstoß von Treibhausgasen durch Unternehmen. Ein wichtiger erster Schritt hierbei ist das Messbarmachen von Emissionen, sodass diese in der Folge effektiv gemanagt werden können.

Union Investment beschäftigt sich bereits seit längerem mit der Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Portfolios sowie mit den verschiedenen Möglichkeiten, diesen nachhaltig zu reduzieren. Dabei werden nicht nur CO2-Emissionen im engeren Sinne berücksichtigt, sondern auch eine Reihe weiterer Gase, die relativ zu ihrer Auswirkung auf das Klima in CO2-Äquivalente umgerechnet werden.

Die CO2-Intensität von Portfolios lässt sich messen, indem in einem ersten Schritt sämtliche den Emittenten zurechenbare Treibhausgasemissionen der Unternehmen erfasst werden. Dabei handelt es sich zum einen um direkte Emissionen, wie sie etwa bei der Energiegewinnung für Produktionsprozesse und dem alltäglichen Bürobetrieb entstehen. Zum anderen werden indirekte Emissionen, vornehmlich durch zugekaufte Energie, erfasst. Auf einer dritten Ebene können alle weiteren Emissionen verortet werden, die im Lebenszyklus des erstellten Produkts anfallen. Dabei handelt es sich um Treibhausgase, die bei der Beschaffung der Rohstoffe über die Zuliefererkette bis hin zur Nutzung durch den Endverbraucher und der anschließenden Entsorgung des Produkts entstehen. All diese Daten können über SIRIS, der intern entwickelten Nachhaltigkeitsdatenbank und dem Analysewerkzeug von Union Investment, erfasst und Kunden in Form von CO2-Reportings zur Verfügung gestellt werden.

Im Anschluss an die Datenanalyse lässt sich mit der Formel auf Seite 18 die Intensität der Treibhausgasemissionen eines Emittenten berechnen. Da die Masse von CO2 und weiteren klimarelevanten Gasen am Umsatz relativiert wird, sind einzelne Emittenten direkt miteinander vergleichbar. Weiterhin lassen sich die Intensitäten einzelner Emittenten anteilig summieren, sodass der CO2-Fußabdruck eines Fonds deutlich wird. Damit sind auch Vergleiche der Klimafreundlichkeit verschiedener Portfolios und Indizes möglich. „Der CO2-Fußabdruck gewinnt in vielerlei Hinsicht an Relevanz“, erläutert Achim Philippus, Geschäftsführer, Union Investment Institutional. „So etwa für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, für das hauseigene Risikomanagement im Hinblick auf Regulierungs-, Reputations- oder Ereignisrisiken und zur Vermeidung von gestrandeten Investitionen, etwa in Werte, die durch den Transformationsprozess in eine immer klimafreundlichere Wertschöpfungskette zunehmend unattraktiv werden.“

CO2-Optimierung

Werden CO2-Intensitätskennzahlen von Emittenten, Fonds und Sektoren zueinander in Beziehung gesetzt, ermöglicht dies die Optimierung von sich im Aufbau befindlichen Portfolios hinsichtlich klimarelevanter Kriterien. „Selbstverständlich müssen dabei auch alle anderen Bewertungsfaktoren bei der Titelauswahl stimmen“, unterstreicht Ingo Speich.

Durch einen Best-in-Class-Ansatz wählt das Portfoliomanagement von Union Investment gezielt diejenigen Werte eines Sektors aus, die im Vergleich zu ihren Peers überdurchschnittlich gut abschneiden. „Der Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass kein Sektor von vorneherein ausgeschlossen wird, sondern dass vielmehr innerhalb jeder Industriegruppe die besten Werte ausgewählt werden. Dadurch erhalten wir uns die gesamte Bandbreite an investierbaren Branchen“, erläutert Ingo Speich. Würde die CO2-Intensität als alleiniges Kriterium herangezogen werden, würden Sektoren wie Versorger oder Rohstoffe aufgrund ihrer energieintensiven Produktionsprozesse komplett aus dem Anlageuniversum herausfallen.

Low-Carbon-Impact

Neben der Auswahl von Einzeltiteln über alle Sektoren hinweg lässt sich im Portfoliomanagement auch ein themenbezogener Ansatz verfolgen. Dabei werden gezielt diejenigen Unternehmen ausgewählt, deren Geschäftsfelder sich bereits an den Chancen und Risiken des Klimawandels ausrichten beziehungsweise an diese bestmöglich angepasst sind. Unter anderem eignen sich dafür Titel aus den Bereichen erneuerbare Energien, grüne Technologie, ökoeffiziente Gebäudetechnik oder nachhaltige Mobilität. Bestehende Fonds, die diesen Ansatz bereits berücksichtigen, sind UniSector: Klimawandel (Aktien) sowie UniInstitutional Green Bonds (Renten).

CO2-Divestment

Besteht Handlungsbedarf, etwa weil das untersuchte Portfolio besonders hohe CO2-Intensitätskennzahlen aufweist, kann Union Investment in enger Absprache mit Anlegern unterschiedliche Strategien zur Reduzierung der finanzierten Treibhausgase im Portfolio verfolgen. Der drastischste Schritt ist dabei sicherlich das sogenannte CO2-Divestment, also der Verkauf von Werten, die besonders klimaschädlich sind, weil etwa ihre Geschäftsmodelle auf der Förderung und der Verbrennung fossiler Brennstoffe basieren. Das können Energieerzeuger, Förderunternehmen, aber auch Automobilhersteller oder große energieintensive Produktionsbetriebe sein.

„Das Divestment sollte allerdings erst die letzte der gewählten Optionen sein. Es ist eines von vielen Instrumenten, welches nur dann zum Einsatz kommt, wenn alle anderen Bemühungen der Einflussnahme gescheitert sind“, rät Ingo Speich. „In den meisten Fällen bemühen wir uns, in einen konstruktiven Dialog mit den betroffenen Unternehmen zu treten und gemeinsam zu überlegen, welche Möglichkeiten es für eine bessere Anpassung an den Klimawandel gibt.“

Unser Leistungsspektrum

Dekarbonisierung

Unser Leistungsspektrum Dekarbonisierung

Engagement als Chance

Das Einnehmen einer aktiven Position als Aktionär, auch „Engagement“ genannt, gewinnt bei Investoren auch in Hinblick auf die Verringerung negativer Konsequenzen des Klimawandels weiter an Bedeutung. Durch die treuhänderische Bündelung der übertragenen Mandate nutzt Union Investment seit Jahren erfolgreich ihren Einfluss, um im Sinne der Anleger auf Unternehmen einzuwirken. „Einfluss auf Unternehmen in Richtung einer Reduzierung der CO2-Intensität kann dabei einerseits in Form von Redebeiträgen und Stimmrechtsausübung bei Hauptversammlungen als öffentliches Forum wahrgenommen werden“, so Ingo Speich, Senior Portfoliomanager und Leiter Nachhaltigkeit und Engagement bei Union Investment. „Weniger öffentlichkeitswirksam, aber ebenfalls sehr effektiv ist auch der kritische Austausch im ‚Vieraugengespräch‘ mit Unternehmensvertretern.“

Themen, die im Rahmen eines direkten Unternehmensdialogs angesprochen werden, sind neben der Senkung des CO2-Fußabdrucks unter anderem die CO2-Berichterstattung entsprechend den Standards des Carbon Disclosure Projects (CDP) oder die Aufnahme von CO2-Zielen in Vergütungsprogramme. Immer stärkere Relevanz kommt auch der Frage nach einer unternehmenseigenen Klimastrategie zu. Während diese für manche Unternehmen bisher nicht existent ist, setzen andere sich bereits in unterschiedlichen Detaillierungsgraden mit den Anforderungen einer „Zwei-Grad-Welt“ auseinander.